Plagiat
Auch mich plagt die in Deutschland wieder aufkommende Plage, mit dem Plagiat.
Wenn ein Musiker ein bestimmtes Thema eines andern Komponisten aufnimmt, um darüber „Variationen sur un thême“ zu komponieren, dann findet die heutige, allzu wenig selbstkritische Gesellschaft, dies vollständig in Ordnung.
Wenn aber ein Doktorand in seiner Doktorarbeit ebenso vorgeht und nicht ausdrücklich zu dem Geschriebenen namentlich vermerkt, dass er sich das Denken und Schreiben Anderer angeeignet hat, dann ist das ein verwerfliches Plagiat. Das klingt so als ob es verboten wäre mit dem Gelesenen, ein umfangreiches Wissen auf zu bauen. Zitat ohne Quellenangabe sei Plagiat. Dabei besteht doch die Unterlassung nicht beim Autoren, sondern beim kritischen, beim anklagenden Leser, der eigentlich genau wissen sollte, wer was geschrieben oder wie und was dieser gedacht hat. Ich bin der Meinung dass eine bibliografische Quellenangabe nur dann ihre Wichtigkeit habe, wenn sie zur weiterführenden Lektüre hinweisen soll. Alles Andere scheint mir kleinkariert und purer Antagonismus. Satire und Spott sind zum gesellschaftspolitischen Übel geworden.
Das Vorgehen löst bei mir Zwiespalt aus, denn in meiner Fachbibliothek besitze ich über 5000 Fachbücher zu meinem ständigen Gebrauch. Drei davon sind die bekanntesten Hüter der drei Landessprachen. Der Duden im Deutschen, der Littré im Französischen, sowie der Oxford Dictionary im Englischen. Sie sind mir immer noch von Nutzen im alltäglichen Sprachgebrauch. Hier gibt es keinen Autorenstatus.
Das Copyright liegt ausschliesslich auf dem gesamten Werk! Wenn über Plagiat gesprochen wird, dann geht es jedoch nicht allein um eine geschützte Schrift, sondern um den Hinweis auf einen erwähnenswerten Gedankengang der „en bloc“ übernommen wurde, um die Variationen über ein Thema weiter zu führen. Ob der Autor den Urheber des übernommenen Textes namentlich erwähnt, sollte ihm frei stehen, ob zur weiterführenden Lektüre angeregt werden soll oder nicht. Bei einer Doktorarbeit sollte dies meines Erachtens jedem Doktoranden überlassen bleiben, die Wichtigkeit eines übernommenen Textes hervor zu heben oder nicht.
Nun führe ich einmal diese Diskussion über das Plagiat ins Absurde und betrachte es als abwegig wenn ich ausdrücklich vermerken würde, aus welchen obigen Wörterbüchern ich ein etymologisch entstandenes Wort in meinen Wortschatz aufgenommen habe. Nicht einmal die Lexika geben immer an, wer der Urheber eines neuen Begriffes ist oder war.
Ich kann hier erwähnen dass ich diesbezüglich einen Wortwechsel hatte mit meinem ehemaligen Englischprofessor, der mich verdonnerte, eine von mir in Time Life gefundene, bisher unbekannte Wortbildung, ohne Quellenangabe benutzt zu haben. Die Diskussion hierüber, in welcher ich den Professoren frug ob er bei jedem neuen Wort, welches er gebraucht, immer die Quelle angebe, in welchem Band des „Oxford Dictionary“ er das Wort gelernt hat zu gebrauchen, war mir wenig von Nutzen, denn er bewertete meine Arbeit als hinterlistigen Betrug, mit einer schlechten Note. Er war sogar so nachtragend, dass er mir im Quarta Examen, gerade in Englisch, dem Fach das ich bei ihm gelernt hatte, einen mündlichen Nachexamen verpasste. Also kein Lob für das Erlernte sondern Tadel für das neue Wissen. Ob diese Denkweise dem beruflich diktierten Streben des Professors näher gekommen ist, mir recht viel Wissen anzueignen, ist fraglich. Für mich blieb er eine pädagogische Null.
Mir ist eines klar. Es geht den Kritikern augensichtlich nicht so sehr darum das Gedankengut des Urhebers eines Schreibens zu schützen, sondern wahrscheinlich in Ermangelung des eigenen Besserwissens, um einen Feldzug gegen einen weiträumiger denkenden Rivalen zu starten. In Deutschland, scheint dies eine politisch orientierte Grundbedürfnis zu sein. Es muss doch ein unbeugsamer Drang den Kritiker dazu führen, anstatt einen grossen Teil seiner eigenen Leistungsfähigkeit kreativ zu nutzen, unnütze Zeit zu vergeuden, beim Nachforschen, wie der angeblich geistige Diebstahl zustande gekommen sei. In diesem Fall scheint mir der Vorwurf des Plagiates verwerflicher zu sein als das Plagiat selber.
Deutschland hat noch immer nicht gelernt, den in seiner Vergangenheit üblen und überstrapazierten Missbrauch von Ehre und Stolz zu vergessen. Am besten manifestiert die Masse dies, bei einem verlorenen Fussballspiel in der Bundesliga. Anstatt nach einer Niederlage die Hosen der Spieler zu wechseln, wird der Trainer ausgetauscht. Diese Nachwehen des speziell in Deutschland grassierenden, ehrenvollen akademischen Schmisses sollten längst traurige Vergangenheit sein. Wortmensuren kann ich nur als Zeichen aufgekommener mentaler Schwäche betrachten. Akademisches Denken, sollte nicht zur akadämlichen Hetzjagd degradieren. Es ist kaum verständlich, warum Rabaukentum sich bis ins Hohe Alter fortsetzt.
Gegen die Treibjagd auf Wildsäue wird fleißig
gemeckert.
Gegen den Homo sapiens, dies arme Schwein, wird jede Hetzjagd zum Sport.
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Wikipedia hat es möglich gemacht dass ich bei vielen Bildbeschreibungen in meiner Homepage, den im Internet vorgefundenen und gratis nutzbaren Text, nach Bedarf und stichwortartig übernommen habe. Als Dank und Anerkennung dafür habe ich der Non-profit Gesellschaft Wikipedia eine Spende (als eine Art Aufführungsrecht – droit d’auteur) von 20 Euro überwiesen. Damit fühle ich mich der öffentlichen Bezichtigung des Plagiats entzogen.
Nachfolgend das Dankesschreiben von Wikipedia.
Dear Henri,
You are amazing, thank you so much for donating to the Wikimedia Foundation!
This is how we pay our bills -- it's people like you, giving five dollars, twenty dollars, a hundred dollars. My favourite donation last year was five pounds from a little girl in England, who had persuaded her parents to let her donate her allowance. It's people like you, joining with that girl, who make it possible for Wikipedia to continue providing free, easy access to unbiased information, for everyone around the world. For everyone who helps pay for it, and for those who can't afford to help. Thank you so much.
I know it's easy to ignore our appeals, and I'm glad that you didn't. From me, and from the tens of thousands of volunteers who write Wikipedia: thank you for helping us make the world a better place. We will use your money carefully, and I thank you for your trust in us.
Thanks,
Sue Gardner
Wikimedia Foundation Executive Director
For your records: Your donation on 2012-10-09 was EUR 20.00.
This letter may serve as a record of your donation. No goods or services were provided, in whole or in part, for this contribution. The Wikimedia Foundation, Inc. is a non-profit charitable corporation with 501(c) (3) tax exempt status in the United States. Our address is 149 New Montgomery, 3rd Floor, San Francisco, CA, 94105. U.S. tax-exempt number: 20-0049703
P.S.: geschrieben am 7.2.2014 zur Aberkennung des Doktortitel von Annette Schavan.
Jetzt werden wiederum die Falschen zerfleischt. 2 bekannte Doktoranden haben ihren Doktortitel jetzt öffentlich aberkannt bekommen. Na warum denn eigentlich? Genau genommen müsste die Universität, der Pate des Doktoranden und seine Vorgesetzte eine Bestrafung bekommen, weil sie jetzt erst zig Jahre nach den Doktorarbeiten zugeben, dass sie (egal aus welchem Motiv) den Doktortitel zu Unrecht verliehen hätten. Genau dies aber geschieht nicht und das ist für mich der Beweis, dass man auf der einen Seite lieber eine Universität sieht mit vielen Doktoranden und weil man in Parteikreisen die Situation ausnützt um der Gegenpartei eins aus zu wischen. Es geht also keinesfalls um Ehrlichkeit, sondern lediglich um vermeintliches, ja vorgetäuschtes Ehrempfinden. Mentalität lässt grüssen.
Henri Regenwetter
regenwetterheng1.eu